E i n l a d u n g
zum Vortrag
von Univ.-Doz. Mag. Dr. Franz Zeder
Philosophisches Essayschreiben
am 1. Juli 2013 um 18:00 – 19:15, HS 23.03, Meerscheinschlössl, Mozartgasse 3, Erdgeschoß
(Erreichbarkeit: Bus Nr. 30 u. 58, Haltestelle „Mozartgasse“)
Der Vortrag argumentiert für eine behutsame Demobilisierung wissenschaftlicher Anspruchskriterien im Hinblick auf die sogenannte „Vorwissenschaftliche Arbeit“ (VWA), die als verpflichtender Teil der künftigen teilzentralen Matura vorgesehen ist. Leitend ist die Überlegung, dass originäres wissenschaftliches Forschen etwas Singuläres ist und daher die normative Vorgabe von Wissenschaftlichkeit einerseits als Anspruch an alle zu hochgegriffen und andererseits ein problematisches Kompetenzziel für eine Altersgruppe, die erst noch tentativ-essayistisch zu eigenen haltbaren Thesen und Argumenten zu kommen sucht. In einer Entwicklungsphase, in der sich, im oft überschießenden Selbstbewusstsein, das Bedürfnis manifestiert, eigene Denkzusammenhänge herzustellen, ist das vorschnelle Einsammeln von Fremdinformationen meist das Ende der eigenen Forschungskreativität. Diese Ausdünnung der eigenen Autorschaft im Zurückdrängen authentischer Eigenerfahrung und selbstständiger Urteilsbildung verschärft sich zusätzlich durch die technologischen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung, mit der voraussehbaren Usance, sich im Mausclick-Zeitalter ein datengeneriertes schriftliches Referat via Copy-and-paste-Recherche aus dem unendlichen Internet-Angebot zu holen. Die Option einer sogenannten „VWA-reflexiv“ würde demgegenüber, vermutlich als Minderheitenprogramm für Schreibbegabte, MaturantInnen die Möglichkeit einräumen, ihre VWA mehr als „Denkspieler“ denn als Faktensammler zu verfassen.
Dem Fach „Philosophie“ zugeordnet, könnte ein solcher „philosophischer Essay“ von dem wissenschaftlichen Procedere insofern profitieren, als er helfen würde, den eigenen Gedankenfluss zu strukturieren und gegebenenfalls an vorliegenden Ergebnissen zu überprüfen. Grundsätzlich ist jedoch ein reflexiver Schreibprozess verschieden von einem streng szientistischen Schreib-Verfahren, durchaus im Sinne des überspitzten Heidegger-Diktums, wonach die Wissenschaft nicht denkt. Gemeint ist der Unterschied zwischen philosophischem und wissenschaftlichem Schreiben, der bisher im schulischen Kontext vor allem beim Schreiben eines sogenannten „philosophischen Essays“ relevant wurde, wenn im Rahmen der sogenannten „Philosophieolympiade“ Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 11 und 12 außerhalb des obligaten Unterrichtspensums Texte zu philosophischen Zitaten verfasst haben, um anschließend die Produkte des eigenen Reflektierens und Nachdenkens von einer Jury bewerten zu lassen. Im praktischen Teil des Vortrags bekommen die ZuhörerInnen Gelegenheit, die Aufgabenstellungen sowie die Schreib- und Bewertungsstrategien an ausgewählten Beispielen kennenzulernen.
Univ.-Doz. Mag. Dr. Franz Zeder ist langjähriger AHS-Lehrer und Universitätslektor für Philosophiedidaktik, seit 2010 Privatdozent am Institut für Philosophie der Karl-Franzens-Universität Graz. Mitglied und Fachbereichsleiter Philosophie am Fachdidaktikzentrum der Geisteswissenschaftlichen Fakultät Graz (FDZ GEWI).
Anmeldung bis 26.06.2013 unter: regina.brunnhofer(at)uni-graz.at
Nähere Informationen unter www.unifdz.at