Einladung zum Vortrag von
Dirk Quadflieg (Frankfurt a.M.)
Wahrheit und Politik – drei Versuche einer Verhältnisbestimmung
Zeit: Dienstag, 29. Jänner 2013, 19.00 Uhr
Ort: SZ 15.22, ReSoWi-Zentrum, G2
Zum Vortrag
Hannah Arendt zufolge treten sowohl Tatsachen- als auch Vernunftwahrheiten mit einem unbedingten Geltungsanspruch auf, der dem Wesen der Politik, der Debatte und dem Streit der Meinungen, diametral entgegensteht. Gleichwohl, so lautet ihre Gegenwartsdiagnose, läuft gerade das Tatsachenwissen immer wieder Gefahr, auf bloße Meinung reduziert und zum Spielball politischer Interessen zu werden. Arendts Verhältnisbestimmung von Wahrheit und Politik im Sinne eines gegenseitigen Ausschlusses lässt sich auf jene von Max Weber für moderne Sozialsysteme beschriebene Ausdifferenzierung von Wissenschaft und politischer Verwaltung zurückführen, die auch für die Gesellschaftstheorie von Jürgen Habermas eine entscheidende Rolle spielt. Die strikte Trennung von Wahrheit und Politik ist jedoch in jüngster Zeit von zwei Seiten in Frage gestellt worden. Während vor allem der französische Philosoph Alain Badiou im Rückgriff auf platonische Motive eine politische Handlung gerade dadurch definiert, dass in ihrem Vollzug eine bestimmte Wahrheit zum Ausdruck kommt, plädiert etwa die amerikanische Philosophin Judith Butler umgekehrt dafür, Wahrheitsdiskurse kritisch auf ihren politischen Gehalt hin zu hinterfragen. Wie gezeigt werden soll, kann insbesondere diese letzte Bestimmung von »Wahrheit als Politik« eine überzeugende Alternative zur modernen Trennung der beiden Sphären bieten.
Zur Person
Dr. Dirk Quadflieg ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Goethe-Universität Frankfurt am Main mit einem eigenen DFG-Projekt "Die Gabe der Anerkennung. Hegels Jenaer Realphilosophie und die Theorie der Gabe von Marcel Mauss.". Von 2011-2012 war er Feodor Lynen-Forschungsstipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung an der
Columbia University, New York
Kontakt
Elisabeth Schober, Institut für Soziologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Universitätsstraße 15/G4, 8010 Graz, Tel.: (0043 316) 380-7080.