Drei Fragen an... Institutsmitglieder
Marlene Kneidinger
Studentin Philosophie
Womit beschäftigen Sie sich eigentlich genau?
Sehr einfach ausgedrückt könnte man sagen, ich denke gern über Denken nach. Genauer interessiert mich die erkenntnistheoretische Frage, welchen Zugang wir zu unseren eigenen mentalen Zuständen haben, inwieweit wir uns im bewussten Erleben irren können und, wenn wir uns bezüglich unserer bewussten mentalen Erlebnisse irren, aus welchen Gründen wir das tun. Damit hängen auch andere spannende Fragestellungen zusammen, beispielsweise ontologischer Natur, wie etwa, ob unser mentales Erleben rein physikalisch sein kann.
Was fasziniert Sie persönlich am meisten an Ihrem Studium? Bzw. worin liegt für Sie der Wert der Philosophie?
Ich glaube, ich frage gerne nach dem „Warum“. Ich mag es einfach zu versuchen, ein Problem genau zu verstehen, dabei in unterschiedlichste Richtungen zu denken und Positionen abzuwägen. Ich finde es dabei ebenso faszinierend, wenn, zuweilen, die Versuche ein Problem zu lösen mehr Aufschluss über die eigene kognitive Limitation (oder die der menschlichen Erkenntnis überhaupt) geben. Für mich ist es wertvoll (mehr) Klarheit darüber zu haben, was aus welchen Gründen unklar ist, und immer weiter fragen zu dürfen. Der Wert der Philosophie liegt für mich genau darin, dass nichts einfach als gegeben hingenommen wird, sondern die Frage: „Was heißt das nun eigentlich?“ zentral ist.
Welcher Aspekt Ihres Studiums ist für Sie eine besondere Bereicherung?
Im Philosophiestudium gibt es kaum Voraussetzungsketten. Dadurch kann man sich den Unialltag sehr individuell gestalten und hat viele Möglichkeiten, das Studium sehr weit auf die eigenen Interessen und Bedürfnisse abzustimmen. Manchmal entwickle ich dadurch aber auch regelrechte FOMO [fear of missing out], wenn jedes Semester viele spannende Seminare und Kurse angeboten werden und ich alles davon machen möchte.
Ursula Renz
Professorin für Geschichte der Philosophie, Institutsleiterin
Womit beschäftigen Sie sich eigentlich genau?
Als Professorin für Geschichte der Philosophie befasse ich mich mit älteren Texten – vorzugsweise aus dem 17. und 18. Jahrhundert oder aus der Zeit der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert –, wobei mich daran die philosophischen Problemstellungen interessieren, die ich unter Zuhilfenahme gegenwärtiger Konzepte zu erörtern versuche. Diese Zusammenführung von früheren, teils vergessenen Fragen mit gegenwärtigen Konzepten ist nicht nur faszinierend, sondern auch sehr produktiv, denn sie generiert trotz des Bezugs auf vergangene Überlegungen neue Einsichten in zahlreiche Aspekte menschlichen Denkens, Lebens und Handelns.
Was fasziniert Sie persönlich am meisten an Ihrem Fach? Bzw. worin liegt für Sie der Wert der Philosophie?
Das sind zwei verschiedene Fragen. Was mich fasziniert, ist die Intensität, die das Denken haben kann, wenn man philosophische Probleme zu durchdringen versucht. Diese Faszination empfand ich schon als Studentin sehr oft anlässlich der Auseinandersetzung mit so verschiedenen Themen wie dem Unterschied von Begriffen und Eigennamen oder dem Freiheitsbegriff von Schelling. Der Wert der Philosophie erschöpft sich aber nicht in dieser Faszination, sondern wird für mich – und zwar in zunehmendem Alter stärker – darin erfahrbar, dass ich mich viel bewusster und artikulierter zu Geschehnissen aller Art verhalten kann, seien dies persönliche Erfahrungen oder zeithistorische Umwälzungen, wie wir sie gegenwärtig erleben.
Welcher/welchem (historischen/r) Philosophin/Philosophen wären Sie gerne einmal begegnet und was hätten Sie ihn/sie gefragt?
Oh, da habe ich einige Fragen auf Lager. Gerne hätte ich Hannah Arendt gefragt, ob sie in Rahel Varnhagen eine Philosophin oder nur eine historisch interessante jüdische Frau in der Zeit der Romantik sieht. Ebenso gerne würde ich aber auch Hermann Cohen fragen, ob jene „historische Zuversicht“ angesichts, die er vom Gefühl der Hoffnung und der Stimmung der Niedergedrücktheit abgrenzt, erlernt werden kann. Und wohl am liebsten würde ich Michel de Montaigne fragen, ob man auch sein eigener Diener sein kann, und wenn ja, ob man auch dieses Dienen verlernen kann, indem man sterben (will heißen: philosophieren) lernt.
Martina Fürst
Universitätsassistentin und Projektmitarbeiterin (PostDoc)
Womit beschäftigen Sie sich eigentlich genau?
Meine aktuellen Forschungsinteressen liegen an der Schnittstelle der Philosophie des Geistes und der Erkenntnistheorie, konkret in der philosophischen Analyse von Wahrnehmungserlebnissen. Einerseits interessiert mich, wie Wahrnehmungserlebnisse zustande kommen, wie man diese begrifflich adäquat erfassen und auch verbal vermitteln kann. Andererseits beschäftige ich mich mit der Frage, unter welchen Umständen Wahrnehmungserlebnisse Wissen über die Welt vermitteln und wann diese die Welt verzerrt darstellen. Besonders spannend finde ich die Analyse von Faktoren wie Vorurteilen oder implizitem Bias, die beeinflussen, wie wir andere Personen wahrnehmen. Diese soziale Dimension der Wahrnehmung kann zu verschiedenen Formen von erkenntnistheoretischer Ungerechtigkeit führen - ein relatives junges, hochinteressantes Forschungsgebiet von gesellschaftlicher Relevanz!
Was fasziniert Sie persönlich am meisten an Ihrem Studium? Bzw. worin liegt für Sie der Wert der Philosophie?
Der Wert der Philosophie besteht für mich darin, Einsichten über die Welt und den Menschen durch rationales Denken zu erlangen. Die Stärke der akademischen Philosophie liegt meines Erachtens in ihrem Fokus auf Klarheit im Denken, kritischem Hinterfragen von Vorannahmen, Erkennen von Zusammenhängen und präziser Argumentation. Die auf diese Weise erlangten Erkenntnisse beinhalten in meinen Fachgebieten (der Philosophie des Geistes und der Erkenntnistheorie) oftmals auch Formen der Selbsterkenntnis — diesen doppelten Aspekt finde ich besonders spannend.
Welcher Aspekt Ihres Studiums ist für Sie eine besondere Bereicherung?
Philosoph:innen haftet oftmals das Klischee der einsamen Denker:innen an, die im Lehnstuhl grübelnd zu Erkenntnissen gelangen. Tatsächlich bedeutet akademisches Philosophieren jedoch, in einem konstanten, regen Austausch mit Kolleg:innen aus dem In- und Ausland zu stehen. Diesen diskursiven Aspekt der philosophischen Tätigkeit finde ich besonders bereichernd und inspirierend. Darüber hinaus bereitet mir auch der lebendige Austausch und die Diskussionen mit Studierenden große Freude. Wenn es mir gelingt, den Studierenden die Faszination der Philosophie zu vermitteln, zählt dies zu den wertvollsten Momenten meiner Arbeit.