Laurin Mackowitz

Mag. Dr. phil. Laurin Mackowitz ist Universitätsassistent am Institut für Philosophie der Universität Graz. Er promovierte 2017 am Institut für Philosophie der Universität Innsbruck mit einer Dissertation über politische Lektüren des biblischen Exodus-Mythos. Nach seiner Promotion arbeitete er als Research Assistent am Wirth Institute for Austrian and Central European Studies an der Universität von Alberta. Seine Forschung fokussiert auf die Imagination, Stabilisierung und Überschreitung kollektiver Identitäten.
Aktuelles Forschungsprojekt: Metaphern des Fortschritts
Im Zuge der jüngsten Durchbrüche in der Entwicklung von künstlicher Intelligenz und Gentechnologie sind die ethischen, politischen und anthropologischen Konsequenzen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts (wieder) zu einem kontrovers diskutierten Thema der Philosophie geworden. Fortschrittsutopist*innen argumentieren für eine barrierefreie Beschleunigung technologischer Entwicklung (Transhumanismus, Akzelerationismus), Skeptiker*innen plädieren für eine rationale, kontrollierte oder humane Geschwindigkeit (Pragmatismus, Ethischer Humanismus), während pessimistisch oder apokalyptisch Eingestellte das Rad im Namen des Lebens zurückdrehen und kulturelle und technologische Neuerungen revidieren, verbieten oder vergessen wollen (Lebensphänomenologie, Primitivismus).
Ungeachtet ihrer Unterschiede haben diese Positionen eines gemeinsam: die zentrale Idee des Fortschritts wird durch eine stark metaphorische Sprache konzeptualisiert: Sei es die Unumkehrbarkeit wissenschaftlicher Entdeckungen, die Melancholie der Digitalisierung oder die Grenzen der Erweiterung des menschlichen Körpers, die „Bewegung“ des „Fortschritts“ „klettert“ für gewöhnlich auf einer „Reise“ auf „neuen Wegen“ „wachsend“ „hinauf“ in das „Licht“.
Das vorliegende Forschungsprojekt untersucht, wie Metaphern (verstanden in ihrem allgemeinen Sinn als oft symbolische und bildhafte Übertragungen von einer Sinnsphäre in eine andere) Vorstellungen, Argumente und Erfahrungen wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts beeinflussen; d.h. inwieweit sie Aussagen rahmen, strukturieren, illustrieren, repräsentieren, ausdrücken und in Folge Haltungen begründen und Handlungen motivieren.
Ausgehend von der Genealogie der Fortschrittsmetaphorik und der Untersuchung bildhafter Sprache der Klassiker der Philosophie des Fortschritts (Kant, Hegel, Marx, Darwin, Freud) sowie den revolutionären und avantgardistischen Bewegungen der Moderne (Anarchismus, Futurismus, Konstruktivismus, Situationismus) sollen die (Sprach-)Bilder zeitgenössischer Positionen auf der Bandbreite zwischen Fortschrittsfetischismus und Techno-Apokalyptik hinterfragt und erweitert werden.
Das Forschungsprojekt strebt danach die linguistische und phänomenologische Metaphorologie (Davidson, Black, Blumenberg, Mende) auf die Fortschrittsmetaphorik anzuwenden und den Wandel der Vorstellungen der Überschreitung der (biologischen, ethischen und mathematischen) Grenzen des Fortschritts zu analysieren. Zu diesem Zweck werden Denk- und Sprachbilder, Analogien, Metonymien, Symbole und Repräsentation von Fortschritt in drei Hauptgruppen unterteilt: körperliche, raum-zeitliche und mechanische Metaphern: die Erfahrung und Funktionalität individueller menschlicher Körper, deren Verortung im Hier und Jetzt sowie deren Zusammenspiel mit physischen und mentalen Gegenständen und Apparaten.
Sind Argumente über die wissenschaftlichen Methodologien, ethischen Konsequenzen, politischen Grenzen und kulturellen Manifestationen von Gentechnik, künstlicher Intelligenz oder posthumaner Entwicklungsziele nur innerhalb eines durch körperliche, raumzeitliche oder mechanische Metaphern geformten Rahmens schlüssig? Können (bessere) Metaphern des Fortschritts helfen die Notwendigkeiten, Bedingungen oder Vektoren (menschlicher, biologischer, maschineller) Entwicklung (besser) zu verstehen und müssen die Grenzen der Sprache im Namen des Unbekannten erweitert werden?
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