Grundbedürfnisse und Intergenerationelle Klimagerechtigkeit
Projektleiter: Meyer, Lukas
Laufzeit: 01.10.2020 - 30.09.2024
GeldgeberIn: FWF (Fonds z. Förderung d. wissensch. Forschung)
Drittmittelprojekt (§§ 26-28 UG) (laufend)
Projektbeschreibung:
Der Klimawandel ist durch eine zeitlich ungleiche Verteilung von Vor- und Nachteilen geprägt. Während der Nutzen Emissionen generierender Aktivitäten (wie Auto fahren, heizen oder Güter produzieren) primär auf gegenwärtig Lebende entfällt, werden sich die aus diesen Aktivitäten resultierenden Schäden überwiegend erst in (ferner) Zukunft manifestieren. Dies legt nahe, dass es sich beim Klimawandel um ein Problem der intergenerationellen Gerechtigkeit handelt, d.h. der Gerechtigkeit zwischen Nicht-Zeitgenossen. Die dringlichste Frage der intergenerationellen Klimagerechtigkeit betrifft das Verhältnis der gegenwärtigen Generation zu zukünftigen Generationen. Schulden wir es zukünftigen Generationen, zusätzliche Strategien gegen den Klimawandel und seine schädigenden Konsequenzen umzusetzen? Und wenn ja, welche? Ziel unseres Projektes ist es, diese Frage aus der Perspektive eines bislang vernachlässigten Prinzips der intergenerationellen Gerechtigkeit zu beantworten: eines Prinzips, demzufolge die gegenwärtige Generation zuallererst verpflichtet ist, zukünftigen Generationen die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse zu ermöglichen. Teil 1 des Projekts widmet sich der Klärung verschiedener strittiger Aspekte des obigen Prinzips. Z.B. definieren wir den Begriff des Grundbedürfnisses; identifizieren tatsächliche Grundbedürfnisse gegenwärtiger und zukünftiger Generationen sowie Arten, auf die diese Bedürfnisse befriedigt werden können; und beschäftigen uns mit Gerechtigkeitspflichten gegenüber nicht-menschlichen Tieren, Pflanzen und Ökosystemen. Teil 2 wendet das in Teil 1 entwickelte allgemeine Prinzip dann auf das spezielle Problem des Klimawandels an. Wir identifizieren Klimawandel-Strategien, die in naher Zukunft umgesetzt werden können; vergleichen die Auswirkungen von „Weitermachen wie bisher“ und diesen Strategien auf die Grundbedürfnisse zukünftiger Generationen; und untersuchen, ob unsere intergenerationellen Pflichten im Fall des Klimawandels durch bestimmte Faktoren abgeschwächt werden. In der Auseinandersetzung mit diesen Fragen liefert unser Projekt bedeutende neue Beiträge zu Debatten sowohl in der Philosophie als auch in angrenzenden Disziplinen. Wir tragen zu einem besseren Verständnis des Wesens von Grundbedürfnissen bei, klären die Adäquatheit von Grundbedürfnissen als Fokus von politischen Strategien und erhellen die Plausibilität bestimmter Theorien der Gerechtigkeit. Wir erörtern erstmals eingehend bestimmte ökonomische Begriffe und Zusammenhänge zwischen sozialer Gerechtigkeit und Umweltgerechtigkeit in einem Grundbedürfnis-Kontext. Schließlich sind wir auch unter den ersten, die intergenerationelle (Klima-)Gerechtigkeit aus der Perspektive des Bedürfnisprinzips betrachten – einer Perspektive, die nicht nur verschiedene theoretische Vorteile in sich vereint, sondern auch von besonders vielen Menschen anerkannt wird, und damit politische Debatten über den Klimawandel voranbringen kann.
Auf der Homepage des Projekts erfahren Sie Näheres zum Projekt und können sich über aktuelle Veröffentlichungen sowie zukünftig stattfindende Events informieren.