Intentionality and Symbolic Construction. The Phenomenological Background of Weyl’s Philosophy of Physics
Projektleiter: Wiltsche, Harald
Laufzeit: 01.03.2019 - 31.08.2024
GeldgeberIn: FWF (Fonds z. Förderung d. wissensch. Forschung)
Drittmittelprojekt (§§ 26-28 UG) (laufend)
Projektbeschreibung:
Ein bemerkenswertes Charakteristikum der Philosophiegeschichte des 20. Jahrhunderts ist der Bruch zwischen analytischer und kontinentaler Philosophie. Obwohl es vermehrt Stimmen gibt, die an ihrer philosophischen Signifikanz zweifeln, prägt die Unterscheidung zwischen „analytisch“ und „kontinental“ die akademische Philosophie nach wie vor. Dies ist in der modernen Wissenschaftstheorie besonders augenscheinlich: PhilosophInnen, die nicht in den etablierten Kanon der analytischen Philosophie passen, finden in der Wissenschaftstheorie noch seltener Berücksichtigung als in anderen philosophischen Subdisziplinen wie der Ethik oder der Philosophie des Geistes.
Eine Grundannahme des geplanten Forschungsprojektes ist, dass das wissenschaftstheoretische Nischendasein der kontinentalen Philosophie nicht auf ihre vermeintlichen meta-philosophischen Unzulänglichkeiten zurückzuführen ist. Die Absenz kontinentaler Einflüsse lässt sich viel eher durch externe Faktoren wie die katastrophalen politischen Entwicklungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erklären. Um diese These zu bestätigen, soll im Rahmen des geplanten Forschungsprojekts eine kritische Rekonstruktion einer Wissenschaftstheorie vorgelegt werden, die quer zu etlichen Grundannahmen der analytischen Philosophie steht und die sich gerade deshalb nicht als ein bestimmender Faktor in der modernen Wissenschaftstheorie etablieren konnte. Die fragliche Wissenschaftstheorie wurde im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts von Hermann Weyl (1885-1955) ausgearbeitet.
Obwohl er vor allem als einer der wichtigsten Mathematiker und theoretischen Physiker des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingegangen ist, verdient Hermann Weyl aus mehreren Gründen verstärkte philosophische Aufmerksamkeit. Zum einen ist es nahezu unmöglich, einen Denker von Weyls Format zu finden, der sich eingehender mit genuin wissenschaftstheoretischen Fragen beschäftigt hat. Andererseits zeigt ein genauerer Blick auf seine philosophischen Arbeiten, dass Weyls Denken dem entspricht, was man aus heutiger Perspektive als eine kontinentale Alternative zur nach wie vor dominierenden analytischen Wissenschaftstheorie bezeichnen könnte.
Das geplante Forschungsprojekt geht davon aus, dass sich in Weyls Schriften etliche mehr oder minder ausgearbeitete Ideen zu einer Wissenschaftstheorie finden, die ihren Hintergrund in der Phänomenologie Edmund Husserls findet. Das Hauptziel des Forschungsprojekts ist es dementsprechend, diese Ideen zu identifizieren, kritisch zu bewerten und zu einem systematischen Ganzen auszubauen. Das Endresultat des Projekts ist es idealerweise, eine genuin phänomenologische Wissenschaftstheorie vorzustellen, die ein neues Licht auf das Wesen wissenschaftlicher Erkenntnis wirft.