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Geschichte des Instituts

Seit Gründung der Universität Graz (1585/1586) wird innerhalb der Philosophischen Fakultät Philosophie in Forschung und Lehre in Graz betreut, zunächst in der verbreiteten Form der Zweiten Scholastik der Jesuiten, welcher Orden bereits seit 1573 in Graz auch in der Philosophielehre tätig ist. Dieser Betrieb kommt durch die Josephinische Universitätsschließung (1773 Aufhebung des Jesuitenordens; 1780-1782 Degradierung der Universität zum Lyzeum) zu einem Zeitpunkt zum Erliegen, zu welchem der Philosoph und Physiker Leopold Biwald hier Rang und Namen hat.

Nach der Wiedererrichtung der Universität (ab 1826/1827) lassen sich die Namen von Joseph Wilhelm Nahlowsky (Professor 1862-1878) und Alois Riehl (Professor 1870-1882; dann Freiburg i.Br., Kiel, Halle, Berlin)  nennen. Nahlowsky entstammt der Herbartschen Schule, die im Österreich des 19. Jahrhunderts längere Zeit dominiert, während Riehl dem Kantianismus, den er in einer realistisch-positivistischen Version vertritt, beizuzählen ist. Mit Riehls Nachfolger Alexius Meinong (1853-1920), der 1882 aus Wien nach Graz berufen wird, entwickelt sich eine eigenständige Grazer Schule der Gegenstandstheorie und Gestaltpsychologie, die auch international stark in Erscheinung tritt, wozu vor allem die Kontroverse mit Bertrand Russell in Mind beiträgt.

Der Rechtsvorgänger des heutigen Instituts für Philosophie an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät wird als Philosophisches Seminar an der Philosophischen Fakultät der Universität Graz zu Beginn des Studienjahres 1897/1898 von Meinong gegründet, der schon 1894 ein Psychologisches Laboratorium einrichtet. In der Grazer Schule treten neben Meinong u.a. hervor: In der Frühphase Alois Höfler und Christian von Ehrenfels, später Stephan Witasek, Vittorio Benussi, Ernst Mally (verstorben 1944), welch letzterer als Lehrstuhlnachfolger von Meinong die Gegenstandstheorie ontologisch und danach sogar lebensphilosophisch modifiziert. Weiters seien genannt Rudolf Ameseder, Ernst Schwarz, Auguste Fischer, Wilhelm M. Frankl, Wilhelmine Liel-Benussi und Franz Weber sowie der Psychologe Fritz Heider.

Neben Meinong hat Hugo Spitzer ab 1906 den zweiten Lehrstuhl für Philosophie inne mit dem Hauptaugenmerk auf Geschichte der Philosophie und praktische Philosophie. Spitzer gründet 1920 das Seminar für Philosophische Soziologie und emeritiert 1925. Als dessen Nachfolger wird 1927 Carl Siegel berufen, der, 1937 in den Ruhestand versetzt, nach dem März 1938 wieder bis 1943 vorwiegend zur Geschichte der Philosophie vorträgt. Nach Meinongs Tod 1920 folgt Ernst Mally mit seiner Ernennung zum o. Prof. 1925 auf dessen Lehrstuhl, den er bis 1942 einnimmt. Bei mehrfach wechselnden Organisationsverhältnissen ist er auch interimistischer Leiter des Psychologischen Laboratoriums bis zur Ablöse durch Otto Tumlirz, ebenfalls 1942. Gemeinsam mit Eduard Martinak und Carl Siegel hat er bis 1930 die Stelle als Institutsvorstand inne, nach der Pensionierung Martinaks 1930 und der Emeritierung Siegels 1937 bleibt er alleiniger Vorstand des Instituts, dem vor 1927 und nach dem SS 1941 auch das Pädagogische Seminar angegliedert ist. Es unterrichten nach Meinong ab dem SS 1921 außer Mally, Spitzer und Martinak Hans Pichler (nur im SS 1921), Otto Tumlirz und Othmar Sterzinger, ab dem SS 1925 Konstantin Radaković, Karl Sapper, Carl Siegel und ab dem WS 1932/33 auch Otto Julius Hartmann. Nach dem „Anschluss“ scheidet Radaković im Herbst 1938 freiwillig aus dem Dienst, es lehren noch Mally, Sapper und Hartmann, 1940 zusätzlich Wolfram Steinbeck, ab 1941 auch Franz Kröner und für zwei Semester Franz Häußler. Im November 1944 folgt Ferdinand Weinhandl auf den nach Mally vakanten Lehrstuhl für Philosophie. Mit Weinhandls vorübergehender Entlassung im Juli 1946 und der Außerdienststellung der ebenfalls NS-belasteten Lehrenden Kröner, Sapper, Steinbeck, Tumlirz und Häußler unterrichten im WS 1946/47 nur der reaktivierte Radaković und Hartmann, in der Psychologie Karl Birzele und in der Pädagogik Karl Köchl. [Weiter zu einer ausführlicheren Darstellung.]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind die ersten Lehrstuhlinhaber Konstantin Radakovic (als Philosophiehistoriker tätig bis 1965) und Amadeo Silva-Tarouca, der die systematische Philosophie in Form eines eigenen Systems, der so genannten Ontophänomenologie, vertritt. Daneben besteht schon seit den frühen Fünfzigerjahren Interesse an der logisch-analytischen Philosophie, was neben der Pflege des Neopositivismus und Wittgensteins auch eine Wiederaufnahme der ähnlich ausgerichteten meinongschen Tradition bedeutet und sich in der Folge in der Lehrstuhlpolitik seit den Sechzigerjahren manifestiert: Für diese Entwicklung stehen Rudolf Freundlich (seit 1949 in Graz tätig; er wird Ende 1965 aus Hannover nach Graz zurück berufen) und Rudolf Haller (Dr.phil. 1953, Habilitation 1961 in Graz), der 1967 einen neu errichteten Lehrstuhl für philosophische Grundlagenforschung erlangt. Ebenso ist hier zum Teil Ernst Topitsch einzuordnen, der 1969 aus Heidelberg nach Graz gerufen wird und eine eigenständige Weltanschauungsanalyse und Ideologiekritik auf empiristischer Grundlage entwickelt. Haller gelingt es, in Graz ein internationales Zentrum für analytische und empiristische Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Österreichischen Philosophie zu schaffen. Hier sind vorrangig Namen von Gastprofessoren wie Roderick Chisholm, der partiell an Meinong anknüpft, Stephan Körner und Keith Lehrer zu nennen, dazu eine ganze Reihe international renommierter Denker, die im Einzelnen hier nicht angeführt werden können. Als Freundlich-Nachfolger kommt Reinhard Kamitz 1984 aus Berlin nach Graz, der hauptsächlich die Logik betreut, während 1991 Malte Hossenfelder auf Ernst Topitsch folgt und Philosophiegeschichte und Ethik vertritt. In den Achtziger- und Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts erlangt der wissenschaftliche Nachwuchs drei außerordentliche Professuren; andere Mitglieder werden habilitiert und in ein dauerndes Dienstverhältnis übergeführt, so dass zum Stichtag 1.1.1996 drei plus drei Professoren und acht habilitierte Assistenten in Forschung und Lehre tätig sind, wobei das jüngste Mitglied, Gerhard Streminger, auf Grund schwerer Erkrankung 1998 aus dem aktiven Dienst ausscheidet. Mit den Emeritierungen von Rudolf Haller (1997, verstorben 2014) und Malte Hossenfelder (2003, verstorben 2011), die zunächst ohne Nachfolger bleiben, tritt eine Zäsur ein.

Im März 2009 traten Lukas Meyer die Professur für Praktische Philosophie, im September 2009 Udo Thiel die Professur für Geschichte der Philosophie an, ihm folgte im Februar 2020 Ursula Renz nach. Im Juli 2012 trat Marian David die Professur für Theoretische Philosophie und im März 2020 trat Christine Abbt die Professur für Politische Philosophie an. Seit dem März 2018 hat zudem Sonja Rinofner die Professur für Klassische Phänomenologie inne.

Siehe auch Beilage zur Selbstbeschreibung des Instituts vom Mai 2010, S.3. Details zu den einzelnen Forschungsbereichen finden Sie hier.

 

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