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Donnerstag, 06.03.2014

Traurige Nachricht

Prof. Rudolf Haller (Foto: Katalin Neumer)

Das Institut für Philosophie gibt in tiefer Trauer bekannt, dass Herr Em. o.Univ.-Prof. Dr. Rudolf Haller am 14. Februar 2014 im 85. Lebensjahr nach langer Krankheit verstorben ist. Die Verabschiedung fand am 21. Februar 2014 statt.

 

Rudolf Haller hat in jahrzehntelanger Lehr- und Forschungstätigkeit die fachliche Ausrichtung des Instituts für Philosophie entscheidend geprägt und maßgeblich dazu beigetragen, dass in Graz ein auch international angesehenes Zentrum für analytische und österreichische Philosophie entstanden ist.

 

Das Institut für Philosophie wird Rudolf Haller in dankbarer Erinnerung behalten.

 

Wir drücken der Familie des Verstorbenen unser aufrichtiges Beileid aus.

Homepage: http://www.uni-graz.at/rudolf.haller

 

Nachruf von Friedrich Stadler

(Professor für Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie, Vorstand des Instituts Wiener Kreis, Universität Wien) 

 

Prof. Rudolf Haller (1929-2014)

 

Am 14.2.2014 verstarb in seiner Heimatstadt Graz der renommierte österreichische Philosoph em.Univ.Prof. Rudolf Haller nach langer schwerer Krankheit im 85. Lebensjahr.

 

Rudolf Haller wurde 1929 in St. Gallen geboren, studierte Philosophie, Soziologie, Geschichte und Kunstgeschichte in Graz und ging nach Abschluss seines Studiums als Postdoc nach Oxford. Im Jahre 1961 habilitierte er sich für Philosophie an der Universität Graz und lehrte danach auch in München und Hannover. Im Jahre 1967 wurde er zum Ordinarius für Philosophische Grundlagenforschung berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1997 in Lehre und Forschung mit den Schwerpunkten analytische Philosophie, österreichische Philosophie, speziell über Bolzano, Brentano, Mach, Meinong, Wiener Kreis, Wittgenstein und Popper wirkte. Daneben hat er 1983 mit Hilfe des Wissenschaftsministeriums (durch Norbert Rozsenich) die außeruniversitäre „Dokumentations- und Forschungsstelle für österreichische Philosophie“  aufgebaut und bis zu seiner Pensionierung geleitet, das zum wichtigsten Zentrum für die Erforschung der Philosophie in Österreich wurde. Zusammen mit Adolf Hübner, Elisabeth und Werner Leinfellner, Paul Weingartner zählte er seit der Gründung 1976 zu den Pionieren der „Österreichischen Ludwig Wittgenstein Gesellschaft“, die bis heute jährlich die Internationalen Wittgenstein Kongresse in Kirchberg/Wechsel ausrichtet. Damit, und mit seinen zahlreichen Einladungen renommierter ausländischer PhilosophInnen nach Graz, hat er zur frühen Internationalisierung und Öffnung der Philosophie beigetragen, die lange Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein provinzielles Schattendasein fristete. In diesem Sinne hat er auch zusammen mit dem Verfasser wesentlich bei der Gründung und wissenschaftlichen Profilierung sowie als langjähriger Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates des Instituts Wiener Kreis mitgewirkt, das sich inzwischen zu einem international angesehenen Institut an der Fakultät für Philosophie der Universität Wien entwickelt hat. Wichtige Impulse gehen bis heute zudem von der von ihm 1975 gegründeten Zeitschrift „Grazer Philosophische Studien. Internationale Zeitschrift für analytische Philosophie“ aus, sowie von der von ihm lange  herausgegebenen Buchreihe „Studien zur österreichischen Philosophie“. Dort erschienen auch seine „Studien zur österreichischen Philosophie“ als Band 1 und als Band 10 seine  „Fragen zu Wittgenstein und Aufsätze zur österreichischen Philosophie“ (1986). 1993 veröffentlichte er sein Buch „Neopositivismus“ und zuletzt engagierte er sich im Grazer Moderne-Projekt, z.B. mit der Herausgabe des Sammelbandes  „Nach Kakanien. Annäherung an die Moderne“ (1996).

 

Ein besonderer Beitrag war die Mitarbeit an der Gesamtausgabe von Alexius Meinong, die Herausgabe der gesammelten Schriften Otto Neuraths und der Veröffentlichungen der Österreichischen Ludwig Wittgenstein Gesellschaft. Seine Verdienste um die philosophische Forschung und Wissenschaftsphilosophie werden überdauern, speziell seine Arbeiten zu Wittgenstein, zum Wiener Kreis und zur Entwicklung einer typisch österreichischen Philosophie seit dem 19. Jhdt. (mit der Merkmalen von Sprachkritik, symbolischer Logik, und empiristischer Ausrichtung) im Gegensatz zur deutschen Philosophie dialektischer oder transzendentaler Natur („Neurath-Haller-These“). Zwei Festschriften, zahlreiche Gastprofessuren und Auszeichnung sind Zeichen dieser großen internationalen Karriere eines herausragenden Philosophen und Menschen, der durch seine einzigartige Fachkenntnis, Offenheit, Kreativität und Menschlichkeit einen unersetzbareren Vertreter der intellektuellen Öffentlichkeit und Wissenschaft in und außerhalb Österreichs darstellte. Er wird diesem Lande und der Scientific Community fehlen. Rudolf Haller hinterlässt seine Frau Ingeborg und seinen Sohn Gregor.

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Nachruf von Prof. Dr. Katalin Neumer (Budapest) [PDF] (übersetzt aus dem Ungarischen von Fr. Prof. Katalin Neumer), Original in Ungarisch [PDF]

Friedrich.Stadler(at)univie.ac.at

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